PhDr. Jiøina Malá, CSc.
Department of Germanic, Nordic and Dutch
Studies
Institut für Germanistik, Nordistik
und Nederlandistik
Ústav germanistiky, nordistiky a
nederlandistiky
Phraseologismen als sprachliche Bilder
in der deutschen und tschechischen Publizistik
Frazeologizmy jako obrazná pojmenování (rétorické figury) v
nìmecké a èeské publicistice
Idioms as Rhetoric Configurations in
German and Czech printmedia
Klíèová slova: Phraseostilistik, Kommunikationsbereich der
Massenmedien, stilistische Textanalyse, Textsorten, sprachliche Bilder,
kognitive Linguistik, Metapher, Metonymie
Annotation: Die vorliegende
Studie befasst sich mit der Teildisziplin Phraseostilistik, die die Verwendung
der Phraseologismen in Texten untersucht. Auf Grund von Beispielen aus publizistischen Texten der Wochenmagazine
DER SPIEGEL und TÝDEN wird versucht, die stilistischen Funktionen der
Phraseologismen und ihre Rolle als
rhetorische Figuren (Metapher, Metonymie u.a.)
nach den neueren Theorien der kognitiven Linguistik zu ermitteln.
Anotace: Pøedložená studie se zabývá dílèí disciplínou frazeostylistikou, která
zkoumá stylistické využití frazeologizmù v textech. Na pøíkladech
publicistických textù z èasopisù DER SPIEGEL a TÝDEN se snaží postihnout
stylistické funkce frazeologizmù a jejich roli jako rétorické figury (metafora,
metonymie aj.) podle teorií kognitivní
lingvistiky.
Phraseologismen als sprachliche Bilder
in der deutschen und tschechischen Publizistik
In der Stilistik der deutschen Gegenwartssprache wird
großer Wert auf die stilistische Analyse verschiedener Textsorten in den
einzelnen Kommunikationsbereichen. gelegt. Als besonders ergiebig für die stilistische
Textanalyse erweisen sich heute die Textsorten aus dem Kommunikationsbereich
der Massenmedien, hauptsächlich publizistische Textsorten wie z.B. Bericht,
Kommentar, Reportage, Glosse, Rezension, Essay, Feuilleton usw., da sie einen
großen Reichtum an sprachlich-stilistischen Mitteln aufweisen. Bei der
Ermittlung des stilistischen Potentials der deutschen Gegenwartssprache spielen
unter den lexikalischen Stilelementen insbesondere die Phraseologismen eine
wichtige Rolle. Man stößt auf verschiedene Typen dieser festen Wortgruppen in
fast jedem publizistischen Text, wo sie wichtige stilistische Funktionen ausüben.
Der Phraseologie als linguistische Disziplin
wird in der gegenwärtigen Linguistik große
Aufmerksamkeit gewidmet. Die Phraseologie begann sich als Teildisziplin der
Lexikologie zu entwickeln und etablierte sich dann allmählich während der
achziger und neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts zu einer autonomen
Forschungsdisziplin.[1]
Unter dem Begriff Phraseologie wird jedoch nicht nur die
sprachwissenschaftliche Disziplin, sondern auch das Inventar von
Phraseologismen in einer bestimmten Einzelsprache verstanden.[2]
Im Mittelpunkt der phraseologischen Untersuchungen stehen z.B. die Fragen der
Definierung und Klassifizierung von Phraseologismen. Heute scheint in der
Phraseologieforschung die Einigkeit darüber zu herrschen, dass man unter Phraseologismen
alle Arten von festen Wortverbindungen auffasst, die sich von Einzellexemen
bzw. von freien Syntagmen durch die Merkmale der Polylexikalität und Stabilität
unterscheiden.[3] Bei der Klassifizierung
der Phraseolgismen setzt sich demzufolge die Konzeption durch, dass der Begriff
„Phraseologismus“ als Oberbegriff gilt und dass man die festen Wortgruppen noch
weiter unter dem Kriterium der Idiomatizität
zu beurteilen hat. Unter der Idiomatizität wird die Nicht-Kompositionalität der
Bedeutung verstanden. Eine feste Verbindung ist idomatisch, wenn ihre Bedeutung
sich nicht aus den usuellen, d.h. wörtlichen oder lexikalisch-metaphorischen
Bedeutungen ihrer Bestandteile zusammensetzt. Diese festen Wortverbindungen,
die einen bestimmten Idiomatizitätsgrad aufweisen, d.h im übertragenen Sinne
verwendet werden, werden als Idiome
bezeichnet. Diejenigen Typen, die kaum oder gar nicht idiomatisch sind, gehören
zu den Kollokationen. Als
Kollokationen werden auch die Funktionsverbgefüge , z.B. in Kraft treten, aber auch einfache Vergleiche, z.B. stumm wie ein Fisch betrachtet. Die
Grenze zwischen der Klasse der Kollokationen und der der Idiome ist fließend.[4]
Sowohl die Kollokationen als auch die Idiome kommen in den Textsorten der
Massenmedien stark zur Geltung. Die Kollokationen stellen die Mittel der Automatisieung
dar, während die Idiome aktualisiernd wirken und einen wichtigen Beitrag zur
Originalität, Anschaulichkeit, Expressivität und Emotionalität der
publizistischen Texte leisten.
Mit den stilistischen Funktionen der
phraseologischen Einheiten beschäftigt sich die Phraseostilistik, für die es in der linguistischen Fachliteratur
bisher wenig Vorarbeiten gibt.
Traditionell
befassen sich mit dieser Problematik vor allem W. FLEISCHER (1993, 1997), B.
SANDIG (1989), H. BURGER (1982, 1998) oder G. GRÉCIANO (1987). Auf die Verwendung
der Phraseme in verschiedenen Textsorten der Presse und Publizistik
konzentrieren sich u.a. die Arbeiten von W. KOLLER (1987), H. BURGER (1987)
oder H.-H. LÜGER (1999). Die Aufmerksamkeit wird z.B. unterschiedlichen
Konnotationen (Stilschichten, Stilfärbungen) gewidmet. Durch die Verwendung
eines Idioms kann der publizistische Text auffälliger, eindringlicher und
überzeugneder wirken und den Rezipienten auf Verschiedenes aufmerksam machen,
besonders durch die Abwandlungen, denen verschiedene Variationen und Modifikationen
zu Grunde liegen und die schließlich auch die Grundlage für Sprachspiele und
Anspielungen bilden. Die Idiome und ihre Modifikationen stellen somit wichtige
Mittel für Humor, Spott, Satire oder Ironie dar.
Die Idiome treten oft als sprachliche Bilder
(rhetorische Tropen und Figuren) auf. Wenn man das Inventar rhetorischer
Gestaltungsmittel wie Metapher, Metonymie, Hyperbel, Ironie usw. betrachtet,
stellt man fest, dass „rhetorischer Schmuck hier so geballt auftritt wie sonst
wohl nirgendwo in der gesprochenen oder geschriebenen Sprache. Dies gilt …
nicht nur für die verschiedenen Formen der semantischen Übertragung, sondern
auch für sprachliche
Gestaltungsmittel
auf syntaktischer oder lautlicher Ebene.“ [5]
Seit der antiken Rhetorik spielt die Metapher als der „häufigste und zudem
der bei weitem schönste“ Tropus [6]
eine hervorragende Rolle. Sie wird allgemein als Bedeutungsübertragung auf
Grund der Ähnlichkeit charakterisiert. Im Unterschied zur Metonymie, mit der sie oft verwechselt wird und die eine
Ersatzrelation in der semantischen Nähe repräsentiert (von der „eigentlichen“
Bedeutung zu einem Aspekt, der in realer Beziehung zum Ausgangspunkt
steht), stellt die Metapher einen Sprungtropus auf Grund der Analogie dar.[7]
Das gemeinsame Merkmal beider gegeneinander ausgetauschter Begriffe wird als tertium comparationis bezeichnet, z.B.
„Dieser Mensch ist ein Schilfrohr“.
Bei Metaphern kann es einerseits darum gehen, bestimmte Redeinhalte durch
Bildlichkeit „aufzuwerten“, also Expressivität und damit besondere
Aufmerksamkeit und Aufnahmebereitschaft seitens des Adressaten zu bewirken.
Andererseits dienen die Metaphern zur Erweiterung des Wortschatzes, wenn
Übertragung nicht aus Gründen der Anschaulichkeit und Expressivität, sondern in
Ermangelung entsprechender verba propia vorgenommen wird (z.B. Konzertflügel) oder zur Deckung des
ständig steigenden Bezeichnungsbedarfs, z.B. in Fachsprachen (z.B. PC-Maus). [8]
Die Diskussion um die Metapher als
semantisches Phänomen entfaltete sich unter dem Einfluss der kognitiven
Linguistik, die die Metapher als Prinzip menschlicher Wahrnehmung und
Wissensorganisation, als äußere Manifestation des inneren Vorgangs, nämlich des
Denkens in Modellen und „Konzepten“ versteht. [9] Die kognitive Metapherntheorie erklärt den
Prozess der Übertragung einer Vorstellung (eines Bildspenders aus dem
Ausgangsbereich - Augangsdomäne) auf eine andere (Bildempfänger, Zielbereich -
Zieldomäne) durch den Begriff der Projektion einer übersprachlichen oder
vorsprachlichen Vorstellung auf eine andere. Projiziert werden typischerweise
konkrete, sinnlich wahrnehmbare Vorstellung auf abstraktere oder schlecht
beobachtbare Tatbestände. Die projizierten Vorgänge werden als kognitive Modelle
oder Konzepte bezeichnet und realisieren sich und verfestigen sich sprachlich
in Einzel-Metaphern oder in metaphorischen Wortverbindungen.[10]
Die Idiome stellen auf Grund ihrer
Konvetionalisierung einerseits und semantischer Offenheit andererseits gute
Vehikel für Bedeutungsübertragungen dar. Aber wie schon oben erwähnt wurde,
sind nicht alle Metaphern idiomatisch und nicht alle Idiome metaphorisch. Als
Metaphern treten auch Einzellexeme (Komposita) auf, z.B. Quelle, Geldquelle. Als metaphorisches Idiom wäre dann die feste
Wortgruppe an der Quelle sitzen („gute
Verbindungen zu etw. haben und daher zu besonders günstigen Bedingungen in den
Besitz von etw. gelangen“) zu betrachten.[11]
In den publizistischen Texten des
Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL, woher meine Beispiele stammen, sind Metaphern
oft anzutreffen. Die Metaphern werden nicht nur als wirksame Stilmittel
eingesetzt, die die Emotionalität und Expressivität hervorrufen, sondern sie
sind auch wichtige Kohärenzmittel, die die Textprogression gewähren, wie in den
folgenden Beispielsätzen, wo die Textautoren in den Bilder-Bereich der Musik zu verfallen scheinen und die
Bilder dann auf ein naturwissenschaftliches Phänomen der „Chemie der Liebe“ in
der Titelgeschichte Urknall der Hormone (populärwissenschaftlicher
Text) übertragen:
(1)
Eine Leitmelodie im Konzert der
schätzungsweise 1000 neuronalen Substanzen …. dürfte
das als Stimmungsmeister identifizierte Serotonin intonieren.
In dem gigantischen Orchester spielen
auch die schon recht gut erforschten Endorphine eine wichtige Rolle.
(2)
Zwar kommt es auf das Zusammenspiel
des ganzen Orchesters neuronaler Substanzen an,
aber es könnte sein, dass das Hohelied der romantischen Liebe durch
ein Molekül namens Phenylethylamin (PEA) angestimmt wird.
(3)
… selbst der bloße Gedanke an ihn, und
das Liebeskonzert im Hirn … geht los.
(Der Spiegel 16/1995, S. 190)
In den oben angeführten Beispielen handelt
es sich eher um Metphern, deren keine festen Redewendungen zu Grunde liegen, in
den Spiegel-Texten kann man jedoch auf Schritt und Tritt Beispiele für
metaphorische Phraseme finden. Die Metaphorisierung führt zur Umdeutung des
Gesamtausdrucks, des ganzen Gedankens. Metaphorische Redensarten zeichnen sich
durch sehr weitgesteckte Interpretationsräume aus, sind jeweils auf sehr
unterschiedliche Denotate anwendbar (Erfolg – Misserfolg, Lob – Tadel, Furcht,
Begeisterung, positive oder negative Gemütszustände usw.) und bedürfen in den
meisten Fällen gar nicht der expliziten sprachlichen Spezifizierung aller an
der figurativen Umdeutung beteiligter Faktoren.[12] Sie drücken die Beurteilung einer Situation,
eines Zustandes oder eines Menschen anschaulicher, bildlicher und aussagekräftiger aus als ein bloßes Verb oder
eine Umschreibung: Junge Männer, so der Volkmund, „stoßen sich die Hörner
ab“. (ebd., 186)
(4)
„Das Individuum ist tot „ …. An dessen
Stelle stehe nun „ein universell vernetztes
System der Vermehrung von Geld mit Hilfe von Geld“, der böse Kapitalismus
also.
„Es scheint gegen diese Hydra kein Kraut gewachsen.“ (Am Rande des Abgrunds,
DER SPIEGEL 1/1996, 136)
Die metaphorischen Idiome treten jedoch
häufig in verschiedenen Variationen und Modifikationen auf, meistens
modifizieren die Journalisten die Idiome durch Erweiterungen Beispiel (6) oder
Substituierungen (7) bzw. Reduzierungen in Bezug aus das Thema ihres Artikels,
was der Aussage eine gewisse Originalität verleiht:
(5)
Eine Art Stiftung Warentest für Esoterik
ist überfällig, die pseudospirituelle Spreu vom
Weizen zu trennen. (die
Spreu vom Weizen trennen/sondern/scheiden – „das Wertlose,
Unbrauchbare vom Wertvollen, Brauchbaren trennen“ – D 11, 677) (Soviel Psi war nie,
DER SPIEGEL 52/1994, 96)
(6)
In der allgemeinen Dreh-Panik auf der
„Titanic“ überzeugte das Paar (Kate Winslet,
L. DiCaprio – J.M.) – erstes Licht am Ende des Eisberges. (Licht am Ende des Tunnels
sehen - „in schwieriger
Lage Anzeichen für eine Besserung entdecken“ – D 11, 454)
(Selig
auf dem Wrack der Träume, DER SPIEGEL 13/1998, 230)
Der Metaphorik wird in der letzten Zeit in verschiedenen
linguistischen Studien im Zusammenhang mit der kognitiven Linguistik sehr viel
Aufmerksamkeit geschenkt, es gibt jedoch auch andere sprachliche Bilder, die
eine große Rolle spielen. So rücken auch die Metonymie (traditionell z.B.
Ursache für Wirkung, Autor für Werk, Gefäß für Inhalt, Material für Produkt
u.a. logische Beziehungen) und ihre Subart Synekdoche (Teil anstelle des Ganzen
oder umgekehrt) in den Vordergrund linguistischer Forschungen. [13] Im phraseologischen Bereich kann als Beispiel
der Metonymie das Idiom sich seine
Brötchen verdienen mit der Lesart „sich seinen Lebensunterhalt verdienen“
anführen.[14] Bei der Metonymie handelt
es sich also um eine „konzeptuelle Extension innerhalb der Grenze einer
Domäne“, wobei eine „Domäne“ als die breitere Kenntnisstruktur zu verstehen
ist, die im Hintergrund einer hervorgehobenen Struktur mit-aktiviert wird. Die
Metonymie unterscheidet sich von der Metapher dadurch, dass die Metapher als
eine Extension zwischen unterschiedlichen Domänen gekennzeichnet wird.[15]
Das Wesen der Metapher besteht also darin, dass Elemente aus zwei verschiedenen
Domänen imaginativ in Beziehung gesetzt werden. Bei der Metonymie steht ein
Element für ein anderes Element aus derselben Domäne. Z.B. für die DUMMHEIT
kann man verschiedene Metonymien benutzen: ein
Brett vor dem Kopf haben, Mattscheibe haben, nicht alle Tassen im Schrank
haben, Stroh/Häcksel/Sägemehl im Kopf haben, eine Motte/Fliege/Mücke/einen Wurm
im Kopf haben und viele andere Bilder und Strukturen mehr (auch Satzstrukturen):
Du bist wohl nie aus deinem Dorf
herausgekommen? Dich hat der Esel wohl im Galopp/im Trab verloren? Vater doof,
Mutter doof, Kind Balla-balla. [16]
In den SPIEGEL-Texten begegnet man
zahlreichen Metonymien und Synekdochen vor allem als somatischen
Phraseologismen (mit Körperteilen), die in fast jedem Text anzutreffen sind
z.B.:
(7)
Wer im Lotussitz meditiert, Yogitee
trinkt oder frühmorgens im Park zeitlupenlangsam gegen seinen eigenen Schatten
„kämpft“, kann nicht ganz richtig sein im Kopf.“ - zugleich
Ironie und Litotes (Soviel Psi war
nie, a.a.O., 93)
(8)
Da die Menschen ohne Sinnerkenntnis
sonderbare Tiere sind…., kehren sie ihrem
angestammten Platz den Rücken und suchen Inseln des Trostes im
trostlosen Dasein.
(ebd., 87).
Im Bereich der stilistischen Tropen und
Figuren lassen sich in den SPIEGEL-Texten viele andere Beispiele finden, die
sehr expressiv wirken: neben der Litotes und Ironie sind es auch Hyperbeln (9),
Euphemismen (10), die weitere Merkmale hervorheben (Übertreibung in drastischen
Bildern oder Verhüllung in Folge eines gesellschaftlichen Tabus: Tod,
Sexualität, Alkoholismus, Körperliches usw.) :
(9)
Die Ikonographie des 20. Jahrhunderts
ist so abgenutzt, dass sie zum Hals heraushängt.
(Schwestern im Schmerz, DER
SPIEGEL 34/1998, 111)
(10)
Demi Moore macht sich etwas frei und
beginnt Michael Dougles zu entblättern und mit wirksamen Mitteln
aufzuheizen. … Fast kommt es zum Allerletzen – da reißt er sich los…, er
habe Weib und Kinder, und stürzt hinaus. (Gewalt
am Mann. „Enthüllung“. Spielfim von Barry Levinson. USA 1994 , DER SPIEGEL
1/1995, 134)
Die syntaktischen Stilfiguren sind an die
Satzstrukuren gebunden, ihre Einteilung erfolgt nach verschiedenen Kriterien.
Traditionell werden in Anlehnung an die antike Rhetorik die Stilfiguren der Widerholung, Entgegensetzung und Häufung unterschieden. Zu den beliebtesten
Figuren in der Publizistik gehören Wortspiele, die die Klangkonfigurationen,
Polysemie oder Homonymie ausnutzen, um satirische und komische Effekte zu
erzielen, verbreitet sind auch Figuren der Entgegensetzung - das Oxymoron und die Antithese (11), weil sie die Widersprüchlichkeit der Realität
betonen, und auch das Zeugma (12) als
Ausdruck einer treffenden Ausdrucksweise mit humoristischem Effekt:
(11)
Mit Ché ist passiert, was mit allen
Kultfiguren passiert: Sie werden ausgehöhlt, damit sie aufgefüllt
werden können mit Träumen, Sehnsüchten und Gelüsten derer, die sie bewundern. Nur
wer früh stirbt, wird unsterblich, nur wer geht, bevor er häßlich wird und
feige und bequem, taugt zur Kultfigur. Darum ist James Dean lebendiger als
Marlon Brando, Marylin Monroe gegenwärtiger als Brigitte Bardot und Ché Guevara
mächtiger als Fidel Castro. (Der linke
Pop-Star, DER SPIEGEL 38/1996, 125)
(12)
…. die Warnungen in den Wind statt an
die Navigationstafeln zu schlagen. (auf der
TITANIC) (Volldampf unter Wasser,
DER SPIEGEL 20/1997, 124)
Die angeführten Beispiele zeugen von der
Kreativität und Originalität der Journalisten im Umgang mit den Phraseologismen
als rhetorische Tropen und Stilfiguren.
Die tschechische Journalistik weist im
Bereich der Phraseostilistik ähnliche Tendenzen wie die deutsche auf. In dem
kurzen Beispieltext aus dem Nachrichtenmagazin TÝDEN 20/2003 der dem deutschen
DER SPIEGEL oder FOCUS in der Publizistik nahesteht, finden wir gleich sechs
metaphorische oder metonymische Idiome, Vergleiche oder Metaphern:
(13) Jak udržet poslance na krátké uzdì
(Schlagzeile) („Wie man den Abgeordneten Zügel anlegt“) bzw. „Wie man -
„ - im Zaum hält“)
(14) mít panický strach („panische Angst haben“)
(Zitat in der direkten Rede)
(15) zaèít v nìèem orat – (wörtlich:
in etw. zu „pflügen“ beginnen, im Sinne von „etwas verändern wollen, wozu die
Kompetenz fehlt“, „an etw. herummäkeln“ – umg.)
(16) Odborníky
pálí jedna otázka: Jak udržet tuzemské poslance …... zkrátka?
(„brennende Frage“ – „Wie kann man den einheimischen Abgeordneten ….. Zügel
anlegen?“ „bändigen“, „dämpfen“)
(17) …. smysl celého zákoníku se mùže zhroutit
jako domeèek z karet ….
(„wie ein Kartenhaus einstürzen, zusammenfallen“) (TÝDEN, 20/2003, 30)
Anhand von Textanalysen lässt sich
bestätigen, dass phraseologische Wendungen gegenüber freien Wortverbindungen
einen höheren Grad an Expressivität aufweisen und sehr gut geeignet sind
verschiedenartige Konnotationen zu übermitteln, Emotionen zum Ausdruck zu
bringen und auf vielfältige historische und kulturelle Zusammenhänge aufmerksam
zu machen.
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(1989)
a.a.O., S. 387 - 400
Tento pøíspìvek byl pøednesen na
konferenci v Ostravici, kterou poøádaly Ústav cizích jazykù FPF a katedra
germanistiky v Ostravì v kvìtnu 2003. Pøíspìvek vyjde ve Sborníku z konference.
[1] Vgl. PALM 1995, 106
[2] Vgl. FLEISCHER 1997, 3
[3] Vgl. z.B. FLEISCHER 1997, 36f; BURGER 1998, 14; DOBROVOL´SKIJ 1995, 14ff
[4] Vgl. z.B. HARRAS/PROOST 2002, 169-171
[5] H.-U. DIETZ 1999, 3
[6] So wird die Metapher bereits bei M. FABIUS QUINTILIANUS verstanden. Zit. Nach DIETZ,
1999, 42. Seit der griechischen Rhetorik gilt die Metapher als Oberbegriff für Übertragungen
allgemein.
[7] Vgl. H. BURGER 1998, 81
[8] Vgl. H.-U. DIETZ 1999, 47ff
[9] Vgl. G. LAKOFF/M. JOHNSON: Metaphors we live by, Chicago/London 1980,
èeský pøeklad: Metafory, kterými žijeme, Brno 2002
[10] Vgl. A. HÄCKI-BUHOFER 1989, 165f
[11] Vgl. H. BURGER 1998, 81
[12] Vgl. H.-U. DIETZ 1999, 204f
[13] Vgl. z.B. A. BURKHARD: Zwischen Poesie und Ökonomie. Die Metonymie als semantisches
Prinzip. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 24/1996, S. 175-194;
K. FEYAERTS: Die Metonymie als konzeptuelles Strukturprinzip: eine kognitiv-semantische
Analyse deutscher Dummheitsausdrücke, In: BAUR/CHLOSTA/PIIRAINEN (Hrsg.) (1999):
Wörter in Bildern – Bilder in Wörtern. Baltmannsweiler, S. 139-176;
D. HARTMANN: Zur Phraseologiebildung mittels metonymischer Prozesse aus der Sicht der
kognitiven Linguistik. In: ebd., S. 219-238
[14] Vgl. D. HARTMANN 1999, 219
[15] Vgl. K. FEYAERTS 1999, 140
[16] Die angeführten Beispiele werden aus dem Beitrag von K. FEYAERTS (1999) übernommen.