PhDr. Jiøina Malá, CSc.

Department of Germanic, Nordic and Dutch Studies

Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik

Ústav germanistiky, nordistiky a nederlandistiky

 

Phraseologismen als sprachliche Bilder in der deutschen und tschechischen Publizistik

 

Frazeologizmy  jako obrazná pojmenování (rétorické figury) v nìmecké a èeské publicistice

 

Idioms as Rhetoric Configurations in German and Czech printmedia

 

Klíèová slova:  Phraseostilistik, Kommunikationsbereich der Massenmedien, stilistische Textanalyse, Textsorten, sprachliche Bilder, kognitive Linguistik, Metapher, Metonymie

 

Annotation: Die vorliegende Studie befasst sich mit der Teildisziplin Phraseostilistik, die die Verwendung der Phraseologismen in Texten untersucht. Auf Grund von Beispielen  aus publizistischen Texten der Wochenmagazine DER SPIEGEL und TÝDEN wird versucht, die stilistischen Funktionen der Phraseologismen und  ihre Rolle als rhetorische Figuren (Metapher, Metonymie u.a.)  nach den neueren Theorien der kognitiven Linguistik zu ermitteln.

 

Anotace:  Pøedložená studie se zabývá  dílèí disciplínou frazeostylistikou, která zkoumá stylistické využití frazeologizmù v textech. Na pøíkladech publicistických textù z èasopisù DER SPIEGEL a TÝDEN se snaží postihnout stylistické funkce frazeologizmù a jejich roli jako rétorické figury (metafora, metonymie aj.) podle  teorií kognitivní lingvistiky.

 

 

 

 

 

 

Phraseologismen als sprachliche Bilder in der deutschen und tschechischen Publizistik

 

 

  In der  Stilistik der deutschen Gegenwartssprache wird großer Wert auf die stilistische Analyse verschiedener Textsorten in den einzelnen Kommunikationsbereichen. gelegt.  Als besonders ergiebig für die stilistische Textanalyse erweisen sich heute die Textsorten aus dem Kommunikationsbereich der Massenmedien, hauptsächlich publizistische Textsorten wie z.B. Bericht, Kommentar, Reportage, Glosse, Rezension, Essay, Feuilleton usw., da sie einen großen Reichtum an sprachlich-stilistischen Mitteln aufweisen. Bei der Ermittlung des stilistischen Potentials der deutschen Gegenwartssprache spielen unter den lexikalischen Stilelementen insbesondere die Phraseologismen eine wichtige Rolle. Man stößt auf verschiedene Typen dieser festen Wortgruppen in fast jedem publizistischen Text, wo sie wichtige stilistische Funktionen ausüben.

   Der Phraseologie als linguistische Disziplin wird in der gegenwärtigen Linguistik  große Aufmerksamkeit gewidmet. Die Phraseologie begann sich als Teildisziplin der Lexikologie zu entwickeln und etablierte sich dann allmählich während der achziger und neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts zu einer autonomen Forschungsdisziplin.[1] Unter dem Begriff Phraseologie wird jedoch nicht nur die sprachwissenschaftliche Disziplin, sondern auch das Inventar von Phraseologismen in einer bestimmten Einzelsprache verstanden.[2] Im Mittelpunkt der phraseologischen Untersuchungen stehen z.B. die Fragen der Definierung und Klassifizierung von Phraseologismen. Heute scheint in der Phraseologieforschung die Einigkeit darüber zu herrschen, dass man unter Phraseologismen alle Arten von festen Wortverbindungen auffasst, die sich von Einzellexemen bzw. von freien Syntagmen durch die Merkmale der Polylexikalität und Stabilität unterscheiden.[3] Bei der Klassifizierung der Phraseolgismen setzt sich demzufolge die Konzeption durch, dass der Begriff „Phraseologismus“ als Oberbegriff gilt und dass man die festen Wortgruppen noch weiter unter dem Kriterium der Idiomatizität zu beurteilen hat. Unter der Idiomatizität wird die Nicht-Kompositionalität der Bedeutung verstanden. Eine feste Verbindung ist idomatisch, wenn ihre Bedeutung sich nicht aus den usuellen, d.h. wörtlichen oder lexikalisch-metaphorischen Bedeutungen ihrer Bestandteile zusammensetzt. Diese festen Wortverbindungen, die einen bestimmten Idiomatizitätsgrad aufweisen, d.h im übertragenen Sinne verwendet werden, werden als Idiome bezeichnet. Diejenigen Typen, die kaum oder gar nicht idiomatisch sind, gehören zu den Kollokationen. Als Kollokationen werden auch die Funktionsverbgefüge , z.B. in Kraft treten, aber auch einfache Vergleiche, z.B. stumm wie ein Fisch betrachtet. Die Grenze zwischen der Klasse der Kollokationen und der der Idiome ist fließend.[4] Sowohl die Kollokationen als auch die Idiome kommen in den Textsorten der Massenmedien stark zur Geltung. Die Kollokationen stellen die Mittel der Automatisieung dar, während die Idiome aktualisiernd wirken und einen wichtigen Beitrag zur Originalität, Anschaulichkeit, Expressivität und Emotionalität der publizistischen Texte leisten.

  Mit den stilistischen Funktionen der phraseologischen Einheiten beschäftigt sich die Phraseostilistik, für die es in der linguistischen Fachliteratur bisher wenig Vorarbeiten gibt.

Traditionell befassen sich mit dieser Problematik vor allem W. FLEISCHER (1993, 1997), B. SANDIG (1989), H. BURGER (1982, 1998) oder G. GRÉCIANO (1987). Auf die Verwendung der Phraseme in verschiedenen Textsorten der Presse und Publizistik konzentrieren sich u.a. die Arbeiten von W. KOLLER (1987), H. BURGER (1987) oder H.-H. LÜGER (1999). Die Aufmerksamkeit wird z.B. unterschiedlichen Konnotationen (Stilschichten, Stilfärbungen) gewidmet. Durch die Verwendung eines Idioms kann der publizistische Text auffälliger, eindringlicher und überzeugneder wirken und den Rezipienten auf Verschiedenes aufmerksam machen, besonders durch die Abwandlungen, denen verschiedene Variationen und Modifikationen zu Grunde liegen und die schließlich auch die Grundlage für Sprachspiele und Anspielungen bilden. Die Idiome und ihre Modifikationen stellen somit wichtige Mittel für Humor, Spott, Satire oder Ironie dar.

  Die Idiome treten oft als sprachliche Bilder (rhetorische Tropen und Figuren) auf. Wenn man das Inventar rhetorischer Gestaltungsmittel wie Metapher, Metonymie, Hyperbel, Ironie usw. betrachtet, stellt man fest, dass „rhetorischer Schmuck hier so geballt auftritt wie sonst wohl nirgendwo in der gesprochenen oder geschriebenen Sprache. Dies gilt … nicht nur für die verschiedenen Formen der semantischen Übertragung, sondern auch für sprachliche

Gestaltungsmittel auf syntaktischer oder lautlicher Ebene.“ [5]

  Seit der antiken Rhetorik spielt die Metapher als der „häufigste und zudem der bei weitem schönste“ Tropus [6] eine hervorragende Rolle. Sie wird allgemein als Bedeutungsübertragung auf Grund der Ähnlichkeit charakterisiert. Im Unterschied zur Metonymie, mit der sie oft verwechselt wird und die eine Ersatzrelation in der semantischen Nähe repräsentiert (von der „eigentlichen“ Bedeutung zu einem Aspekt, der in realer Beziehung zum Ausgangspunkt steht),  stellt die Metapher einen Sprungtropus auf Grund der Analogie dar.[7] Das gemeinsame Merkmal beider gegeneinander ausgetauschter Begriffe wird als tertium comparationis bezeichnet, z.B. „Dieser Mensch ist ein Schilfrohr“. Bei Metaphern kann es einerseits darum gehen, bestimmte Redeinhalte durch Bildlichkeit „aufzuwerten“, also Expressivität und damit besondere Aufmerksamkeit und Aufnahmebereitschaft seitens des Adressaten zu bewirken. Andererseits dienen die Metaphern zur Erweiterung des Wortschatzes, wenn Übertragung nicht aus Gründen der Anschaulichkeit und Expressivität, sondern in Ermangelung entsprechender verba propia vorgenommen wird (z.B. Konzertflügel) oder zur Deckung des ständig steigenden Bezeichnungsbedarfs, z.B. in Fachsprachen (z.B. PC-Maus). [8]

  Die Diskussion um die Metapher als semantisches Phänomen entfaltete sich unter dem Einfluss der kognitiven Linguistik, die die Metapher als Prinzip menschlicher Wahrnehmung und Wissensorganisation, als äußere Manifestation des inneren Vorgangs, nämlich des Denkens in Modellen und „Konzepten“ versteht. [9]  Die kognitive Metapherntheorie erklärt den Prozess der Übertragung einer Vorstellung (eines Bildspenders aus dem Ausgangsbereich - Augangsdomäne) auf eine andere (Bildempfänger, Zielbereich - Zieldomäne) durch den Begriff der Projektion einer übersprachlichen oder vorsprachlichen Vorstellung auf eine andere. Projiziert werden typischerweise konkrete, sinnlich wahrnehmbare Vorstellung auf abstraktere oder schlecht beobachtbare Tatbestände. Die projizierten Vorgänge werden als kognitive Modelle oder Konzepte bezeichnet und realisieren sich und verfestigen sich sprachlich in Einzel-Metaphern oder in metaphorischen Wortverbindungen.[10]

   Die Idiome stellen auf Grund ihrer Konvetionalisierung einerseits und semantischer Offenheit andererseits gute Vehikel für Bedeutungsübertragungen dar. Aber wie schon oben erwähnt wurde, sind nicht alle Metaphern idiomatisch und nicht alle Idiome metaphorisch. Als Metaphern treten auch Einzellexeme (Komposita) auf, z.B. Quelle, Geldquelle. Als metaphorisches Idiom wäre dann die feste Wortgruppe an der Quelle sitzen („gute Verbindungen zu etw. haben und daher zu besonders günstigen Bedingungen in den Besitz von etw. gelangen“) zu betrachten.[11]

   In den publizistischen Texten des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL, woher meine Beispiele stammen, sind Metaphern oft anzutreffen. Die Metaphern werden nicht nur als wirksame Stilmittel eingesetzt, die die Emotionalität und Expressivität hervorrufen, sondern sie sind auch wichtige Kohärenzmittel, die die Textprogression gewähren, wie in den folgenden Beispielsätzen, wo die Textautoren in den Bilder-Bereich der Musik zu verfallen scheinen und die Bilder dann auf ein naturwissenschaftliches Phänomen der „Chemie der Liebe“ in der Titelgeschichte Urknall der Hormone (populärwissenschaftlicher Text) übertragen:

 

(1)   Eine Leitmelodie im Konzert der schätzungsweise 1000 neuronalen Substanzen …. dürfte

das als Stimmungsmeister identifizierte Serotonin intonieren. In dem gigantischen Orchester  spielen auch die schon recht gut erforschten Endorphine eine wichtige Rolle.

 

(2)   Zwar kommt es auf das Zusammenspiel des ganzen Orchesters neuronaler Substanzen an,

aber es könnte sein, dass das Hohelied der romantischen Liebe durch ein Molekül namens Phenylethylamin (PEA) angestimmt wird.

 

(3)   … selbst der bloße Gedanke an ihn, und das Liebeskonzert im Hirn … geht los.

 

(Der Spiegel 16/1995, S. 190)

 

   In den oben angeführten Beispielen handelt es sich eher um Metphern, deren keine festen Redewendungen zu Grunde liegen, in den Spiegel-Texten kann man jedoch auf Schritt und Tritt Beispiele für metaphorische Phraseme finden. Die Metaphorisierung führt zur Umdeutung des Gesamtausdrucks, des ganzen Gedankens. Metaphorische Redensarten zeichnen sich durch sehr weitgesteckte Interpretationsräume aus, sind jeweils auf sehr unterschiedliche Denotate anwendbar (Erfolg – Misserfolg, Lob – Tadel, Furcht, Begeisterung, positive oder negative Gemütszustände usw.) und bedürfen in den meisten Fällen gar nicht der expliziten sprachlichen Spezifizierung aller an der figurativen Umdeutung beteiligter Faktoren.[12]  Sie drücken die Beurteilung einer Situation, eines Zustandes oder eines Menschen anschaulicher, bildlicher und  aussagekräftiger aus als ein bloßes Verb oder eine Umschreibung: Junge Männer, so der Volkmund, „stoßen sich die Hörner ab“. (ebd., 186)

 

(4)   „Das Individuum ist tot „ …. An dessen Stelle stehe nun „ein universell vernetztes

System der Vermehrung von Geld mit Hilfe von Geld“, der böse Kapitalismus also.

„Es scheint gegen diese Hydra kein Kraut gewachsen.“ (Am Rande des Abgrunds,

DER SPIEGEL 1/1996, 136)

 

   Die metaphorischen Idiome treten jedoch häufig in verschiedenen Variationen und Modifikationen auf, meistens modifizieren die Journalisten die Idiome durch Erweiterungen Beispiel (6) oder Substituierungen (7) bzw. Reduzierungen in Bezug aus das Thema ihres Artikels, was der Aussage eine gewisse Originalität verleiht:

 

(5)   Eine Art Stiftung Warentest für Esoterik ist überfällig, die pseudospirituelle Spreu vom

Weizen zu trennen. (die Spreu vom Weizen trennen/sondern/scheiden – „das Wertlose,

Unbrauchbare vom Wertvollen, Brauchbaren trennen“ – D 11, 677) (Soviel Psi war nie,

DER SPIEGEL 52/1994, 96)

 

(6)   In der allgemeinen Dreh-Panik auf der „Titanic“ überzeugte das Paar (Kate Winslet,

L. DiCaprio – J.M.) – erstes Licht am Ende des Eisberges. (Licht am Ende des Tunnels

sehen - „in schwieriger Lage Anzeichen für eine Besserung entdecken“ – D 11, 454)

    (Selig auf dem Wrack der Träume, DER SPIEGEL 13/1998, 230)

 

   Der Metaphorik wird in der letzten Zeit in verschiedenen linguistischen Studien im Zusammenhang mit der kognitiven Linguistik sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, es gibt jedoch auch andere sprachliche Bilder, die eine große Rolle spielen. So rücken auch die Metonymie (traditionell z.B. Ursache für Wirkung, Autor für Werk, Gefäß für Inhalt, Material für Produkt u.a. logische Beziehungen) und ihre Subart Synekdoche (Teil anstelle des Ganzen oder umgekehrt) in den Vordergrund linguistischer Forschungen. [13]  Im phraseologischen Bereich kann als Beispiel der Metonymie das Idiom sich seine Brötchen verdienen mit der Lesart „sich seinen Lebensunterhalt verdienen“ anführen.[14] Bei der Metonymie handelt es sich also um eine „konzeptuelle Extension innerhalb der Grenze einer Domäne“, wobei eine „Domäne“ als die breitere Kenntnisstruktur zu verstehen ist, die im Hintergrund einer hervorgehobenen Struktur mit-aktiviert wird. Die Metonymie unterscheidet sich von der Metapher dadurch, dass die Metapher als eine Extension zwischen unterschiedlichen Domänen gekennzeichnet wird.[15] Das Wesen der Metapher besteht also darin, dass Elemente aus zwei verschiedenen Domänen imaginativ in Beziehung gesetzt werden. Bei der Metonymie steht ein Element für ein anderes Element aus derselben Domäne. Z.B. für die DUMMHEIT kann man verschiedene Metonymien benutzen: ein Brett vor dem Kopf haben, Mattscheibe haben, nicht alle Tassen im Schrank haben, Stroh/Häcksel/Sägemehl im Kopf haben, eine Motte/Fliege/Mücke/einen Wurm im Kopf haben und viele andere Bilder und Strukturen mehr (auch Satzstrukturen): Du bist wohl nie aus deinem Dorf herausgekommen? Dich hat der Esel wohl im Galopp/im Trab verloren? Vater doof, Mutter doof, Kind Balla-balla. [16]

   In den SPIEGEL-Texten begegnet man zahlreichen Metonymien und Synekdochen vor allem als somatischen Phraseologismen (mit Körperteilen), die in fast jedem Text anzutreffen sind z.B.:

 

(7)   Wer im Lotussitz meditiert, Yogitee trinkt oder frühmorgens im Park zeitlupenlangsam gegen seinen eigenen Schatten „kämpft“, kann nicht ganz richtig sein im Kopf.“ - zugleich

Ironie und Litotes (Soviel Psi war nie, a.a.O., 93)

 

(8)   Da die Menschen ohne Sinnerkenntnis sonderbare Tiere sind…., kehren sie ihrem

angestammten Platz den Rücken und suchen Inseln des Trostes im trostlosen Dasein.

(ebd., 87).

 

  Im Bereich der stilistischen Tropen und Figuren lassen sich in den SPIEGEL-Texten viele andere Beispiele finden, die sehr expressiv wirken: neben der Litotes und Ironie sind es auch Hyperbeln (9), Euphemismen (10), die weitere Merkmale hervorheben (Übertreibung in drastischen Bildern oder Verhüllung in Folge eines gesellschaftlichen Tabus: Tod, Sexualität, Alkoholismus, Körperliches usw.) :

 

(9)   Die Ikonographie des 20. Jahrhunderts ist so abgenutzt, dass sie zum Hals heraushängt.

(Schwestern im Schmerz, DER SPIEGEL 34/1998, 111)

 

(10)           Demi Moore macht sich etwas frei und beginnt Michael Dougles zu entblättern und mit wirksamen Mitteln aufzuheizen. … Fast kommt es zum Allerletzen – da reißt er sich los…, er habe Weib und Kinder, und stürzt hinaus. (Gewalt am Mann. „Enthüllung“. Spielfim von Barry Levinson. USA 1994 , DER SPIEGEL 1/1995, 134)

 

 

    Die syntaktischen Stilfiguren sind an die Satzstrukuren gebunden, ihre Einteilung erfolgt nach verschiedenen Kriterien. Traditionell werden in Anlehnung an die antike Rhetorik die Stilfiguren der Widerholung, Entgegensetzung und Häufung unterschieden. Zu den beliebtesten Figuren in der Publizistik gehören Wortspiele, die die Klangkonfigurationen, Polysemie oder Homonymie ausnutzen, um satirische und komische Effekte zu erzielen, verbreitet sind auch Figuren der Entgegensetzung - das Oxymoron und die Antithese (11), weil sie die Widersprüchlichkeit der Realität betonen, und auch das Zeugma (12) als Ausdruck einer treffenden Ausdrucksweise mit humoristischem Effekt:

 

(11)           Mit Ché ist passiert, was mit allen Kultfiguren passiert: Sie werden ausgehöhlt, damit sie aufgefüllt werden können mit Träumen, Sehnsüchten und Gelüsten derer, die sie bewundern. Nur wer früh stirbt, wird unsterblich, nur wer geht, bevor er häßlich wird und feige und bequem, taugt zur Kultfigur. Darum ist James Dean lebendiger als Marlon Brando, Marylin Monroe gegenwärtiger als Brigitte Bardot und Ché Guevara mächtiger als Fidel Castro. (Der linke Pop-Star, DER SPIEGEL 38/1996, 125)

 

(12)           …. die Warnungen in den Wind statt an die Navigationstafeln zu schlagen. (auf der

TITANIC) (Volldampf unter Wasser, DER SPIEGEL 20/1997, 124)

 

  Die angeführten Beispiele zeugen von der Kreativität und Originalität der Journalisten im Umgang mit den Phraseologismen als rhetorische Tropen und Stilfiguren.

   Die tschechische Journalistik weist im Bereich der Phraseostilistik ähnliche Tendenzen wie die deutsche auf. In dem kurzen Beispieltext aus dem Nachrichtenmagazin TÝDEN 20/2003 der dem deutschen DER SPIEGEL oder FOCUS in der Publizistik nahesteht, finden wir gleich sechs metaphorische oder metonymische Idiome, Vergleiche oder Metaphern:

 

(13) Jak udržet poslance na krátké uzdì (Schlagzeile) („Wie man den Abgeordneten Zügel anlegt“) bzw. „Wie man - „ - im Zaum hält“)

 

(14) mít panický strach („panische Angst haben“) (Zitat in der direkten Rede)

 

(15) zaèít v nìèem orat – (wörtlich: in etw. zu „pflügen“ beginnen, im Sinne von „etwas verändern wollen, wozu die Kompetenz fehlt“, „an etw. herummäkeln“ – umg.)

 

(16) Odborníky pálí jedna otázka: Jak udržet tuzemské poslance …... zkrátka?

(„brennende Frage“ – „Wie kann man den einheimischen Abgeordneten ….. Zügel anlegen?“ „bändigen“, „dämpfen“)

 

(17)  …. smysl celého zákoníku se mùže zhroutit jako domeèek z karet ….

(„wie ein Kartenhaus einstürzen, zusammenfallen“) (TÝDEN, 20/2003, 30)

 

 

    Anhand von Textanalysen lässt sich bestätigen, dass phraseologische Wendungen gegenüber freien Wortverbindungen einen höheren Grad an Expressivität aufweisen und sehr gut geeignet sind verschiedenartige Konnotationen zu übermitteln, Emotionen zum Ausdruck zu bringen und auf vielfältige historische und kulturelle Zusammenhänge aufmerksam zu machen.

 

 

 

FACHLITERATUR:

BIERE,  B.U. (2001): Strategie des Verständlichmachens in wissenschaftsjournalistischen

          Texten. In: Aspekte der Textgestaltung. Referate der Internationalen Germanistischen

          Konferenz, Ostrava 2001, Hrsg. von L. Vaòková u. P. Zajícová, S. 413 - 423

BURGER, H. (1998): Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen

BURKHARD, A. (1996): Die Metonymie als konzeptuelles Prinzip. In: Zeitschrift für 

          germanistische  Linguistik 24/1996, S. 175 - 194

DIETZ, H.-U. (1999): Zur Bedeutung rhetorischer Elemente im idiomatischen Wortschatz im

          Deutschen. Tübingen

DOBROVOL´SKIJ, D. (1995): Kognitive Aspekte der Idiom-Semantik. Studien zum

          Thesaurus deutscher Idiome. Tübingen

FLEISCHER, W. (1997): Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. 2. Auflage,

          Tübingen

FEYAERTS, K. (1999): Die Metonymie als konzeptuelles Strukturprinzip: eine

          kognitiv-semantische Analyse deutscher Dummheitsausdrücke.

          In: BAUR/CHLOSTA/PIIRAINEN (Hrsg.) (1999): Wörter in Bildern –

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HÄCKI-BUHOFER,  A. (1989): Psycholinguistische Aspekte in der Bildhaftigkeit von

          Phraseologismen. In: G. GRÉCIANO (Hrsg.) (1989): EUROPHRAS 88, S. 165 - 175

HARRAS G./PROOST. K (2002):  Strategien der Lemmatisierungen von Idiomen. In: 

           Deutsche Sprache 30/2002, S. 167 – 183

HARTMANN, D. (1999): Zur Phraseologiebildung mittels metonymischer Prozesse aus der

          Sicht der kognitiven Linguistik. In: BAUR/CHLOSTA/PIIRAINEN (Hrsg.) a.a.O.,

          S. 219 - 238

KOLLER,  W. (1977): Redensarten. Linguistische Aspekte. Vorkommensanalysen.

           Sprachstil. Tübingen

LAKOFF, G./JOHNSON,  M. (1980) : Metaphors we live by. Chicago/London

LÜGER, H.-H. (1999):  Satzwertige Phraseologismen. Eine pragmalinguistische Untersu

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PALM, C. (1995): Phraseologie. Eine Einführung. Tübingen

SANDIG, B. (1989): Stilistische Funktionen verbaler Idiome am Beispiel  von

          Zeitungsglossen und anderen Verwendungen, In: G. GRÉCIANO (Hrsg.)

          (1989) a.a.O., S. 387 - 400

 

 

 

 

 

Tento pøíspìvek byl pøednesen na konferenci v Ostravici, kterou poøádaly Ústav cizích jazykù FPF a katedra germanistiky v Ostravì v kvìtnu 2003. Pøíspìvek vyjde ve Sborníku z konference.

 



[1] Vgl. PALM 1995, 106

[2] Vgl. FLEISCHER 1997, 3

[3] Vgl. z.B. FLEISCHER 1997, 36f; BURGER 1998, 14; DOBROVOL´SKIJ 1995, 14ff

[4] Vgl. z.B. HARRAS/PROOST 2002, 169-171

[5] H.-U. DIETZ 1999, 3

[6] So wird die Metapher bereits bei M. FABIUS QUINTILIANUS verstanden. Zit. Nach DIETZ,

  1999, 42. Seit der griechischen Rhetorik gilt die Metapher als Oberbegriff für Übertragungen

  allgemein.

[7] Vgl. H. BURGER 1998, 81

[8] Vgl. H.-U. DIETZ 1999, 47ff

[9] Vgl. G. LAKOFF/M. JOHNSON: Metaphors we live by, Chicago/London 1980,

  èeský pøeklad: Metafory, kterými žijeme, Brno 2002

[10] Vgl. A. HÄCKI-BUHOFER 1989,  165f

[11] Vgl. H. BURGER 1998, 81

[12] Vgl. H.-U. DIETZ 1999, 204f

[13] Vgl. z.B. A. BURKHARD: Zwischen Poesie und Ökonomie. Die Metonymie als semantisches

   Prinzip. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 24/1996, S. 175-194;

   K. FEYAERTS: Die Metonymie als konzeptuelles Strukturprinzip: eine kognitiv-semantische

   Analyse deutscher Dummheitsausdrücke, In: BAUR/CHLOSTA/PIIRAINEN (Hrsg.) (1999):

   Wörter in Bildern – Bilder in Wörtern. Baltmannsweiler, S. 139-176;

   D. HARTMANN: Zur Phraseologiebildung mittels metonymischer Prozesse aus der Sicht der

   kognitiven Linguistik. In: ebd., S. 219-238

 

  

[14] Vgl. D. HARTMANN 1999, 219

[15] Vgl. K. FEYAERTS 1999, 140

[16] Die angeführten Beispiele werden aus dem Beitrag von K. FEYAERTS (1999) übernommen.