Spätmittelalterliche deutsche historiographische Texte böhmischer Provenienz – philologische Analyse, elektronische Edition Aufriss des Themas Zu den bedeutenden Epochen der tschechischen Geschichte gehört zweifellos auch das 14. Jh., die Zeit der Regierung der Luxemburger Dynastie mit dem bekannten Höhepunkt in der Herrschaft Karls IV. Dem entspricht in einer eher kurzzeitigen Perspektive die machpolitische Stellung der böhmischen Länder als eines Zentrums des Römischen Reiches; etwas dauerhafter waren die Auswirkungen der raschen Entwicklung auf dem Gebiet der Kultur und Kunst. Allgemein bekannt sind dabei insbesondere wertvolle Denkmäler der materiellen Kunst – Malerei, Architektur u.a., etwas weniger bekannt sind dagegen i.d.R. die i.w.S. literarischen Texte; einige Bereiche, wie etwa die zeitgenössische Historiographie, bleiben dabei auch in den Fachkreisen eher am Rande des Interesses. Sicherlich lassen sich einige Gründe dieses Zustandes vermuten; man wird anerkennen, dass in diesem Bereich nicht das Niveau der vorherigen Höhepunkten der Chronistik erreicht wurde, die für die erste Hälfte des 14. Jh.s die Königsaaler Chronik darstellt; genauso erreichen die vom Karl IV. initiierten chronikalischen Werke nicht den Rang des nicht nur künstlerischen Schaffens der Epoche – es lässt sich sagen, dass die Pläne und Ambitionen des Herrschers in diesem Bereich nicht in Erfüllung kamen. Aufmerksamkeit verdient auch dabei selbst das Konzept der offiziellen Staatschronik, das im böhmischen Raum bist dahin weitgehend fehlte und offenbar von Ausland übernommen wurde (vgl. die französischen Grandes Chroniques). Das vorliegende Vorhaben konzentriert sich auf ein Gruppe von interessanten, jedoch eher weniger bekannten und geschätzten Texte aus dem skizzierten Bereich; es sind die deutschsprachigen historiographischen Texte des Spätmittelalters, die durch ihre Provenienz oder ihre Vorlage mit dem böhmischen Raum zusammenhängen. Nicht zuletzt beider Bearbeitung des Projekts GAAV (Nr. KJB901640605) zu der deutschen Reimübersetzung der Alttschechischen Chronik des so genannten Dalimil erwies sich die eingehendere Analyse der weiteren Texte dieses Bereichs als durchaus wünschenswert. |